überfällige liebeserklärung

visits-045

die eismassen kosten

Ottawa-Feb-08-Skates-014
Und ja, Schlittschuhlaufen kann so gut sein, dass es einen die schmerzenden Schuhe vergessen lässt. Der beissend kalte Wind im Gesicht, das kratzende Geräusch der Kufen auf dem Eis, der Geruch von heissem Apfelmost und Biberschwänzen, die Sonne einatmen.
Dazu nach Belieben die Religionsfrage diskutieren, Schweizerdeutsch sprechende Italiener kennen lernen, Übersetzen üben (im technischen Sinn), oder sinnieren (am liebsten). Das Ganze ohne jegliche Bedenken jeden Tag mindestens eine Stunde, und man merkt wieder weshalb man sich eine funktionierende Oberschenkelmuskulatur wünschen sollte wo Winter noch Winter ist.

der abend danach

Literatur, manchmal Stifterin erheblicher Verwirrung, dann wieder Spenderin erlösender Klarheit darüber, was man eigentlich sagen wollte.
Schön ist Beisammensein. Die Haut friert nicht. Alles ist leise und gut. Das Herz schlägt ruhig.-Kurt Tucholsky.

leben wie es ist

Internet nun definitiv funktionierend, die banale Ursache konnte von keinem der beiden InformatikerInnen im näheren Umfeld ermittelt werden, erst ein Wochenende bei Mr. and Mrs. J. auf dem Lande brachte Klarheit darüber, dass der Zonealarm mehr Hindernis als Schutz bot. Zudem hat sich auch der IT-Mensch an der Uni Fribourg vor drei Jahren geirrt, und ich habe sehr wohl eine integrierte Wirelesscard. Aber das mit dem sich im Nachhinein aufregen habe ich im Laufe meiner geistigen Reifung aufgegeben, man hat ja in der Gegenwart schon genug zu denken, wenn man sich selber so ernst nimmt. Immerhin zwei Tage Seelenfrieden in Mitten von 50 acres Schnee und Busch, sowie Frenchtoast zum Frühstück. Zuvor noch einmal Langlaufen, diesmal mit zahlreichen Stürzen, was aber dank des letztwöchigen Schneesturms mit 50cm Frischschneezuwachs nicht sehr schmerzhaft war. Die Kehrseite des Gestöbers: eine Halbstunde Verspätung zum Konzert am Freitag, weil der Bus am Strassenrand steckenblieb. Als der Busfahrer beim Heimkommen immer noch da war, dachte ich, dass die wohl alle im Winter ein Buch mitsichführen. Ein Gedanke der mir noch nie gekommen war. Was mich wieder daran erinnert hat wieviele Sachen ich mir noch nie überlegt habe. Man kann sich also gleichzeitig vorwerfen zuviel und zuwenig zu denken. Das wird keine ruhige Nacht.

Reprise

...et cet été, je serai donc de retour au DZ Embrach...

Cross Country

Es hat gut zehn Jahre gedauert, bis ich mich wieder auf die Ski getraut habe, hatte ich doch einige traumatische Erlebnisse, auf die ich an dieser Stelle nicht eingehen moechte. Langlaufen aber diesmal, und das hat sich gelohnt. Insbesondere umringt von schneeunerfahrenen Irinen, Australierinen und Koreanern (der heisst uebrigens genau so wenig Andy wie Stanislava Stacy), da hat das Selbstbewusstsein bei den gelegentlichen Hinfaellen nicht so gelitten. Zum Zmittag gabs Fondue vom Feuer und das Wasser hatten wir auch irgendwann wieder aufgetaut gehabt. Bis dahin erfreuten sich einige Gruppenmitglieder zum ersten Mal in ihrem Leben dem Schneeessen. Mmmhh.
stef

Trip to New York City

Zu Beginn des Trips zwei Stunden warten, weil die franzoesische Version 21h versprach, da liest man ja nicht mehr weiter bis zum englischen 11 p.m. Ich finde die Tatsache, dass ich die einzige war, die um neun dort stand, spricht Baende ueber das wahre Sprachverhaeltnis in dieser Stadt. Da habe ich mich dann aber wieder sehr gefreut, dass die Bibliothek bis morgens um zwei offen hat. Als die beiden Busse um zwoelf gefuellt waren, inklusive der Irin und der Pariserin zu meiner Begleitung, und die versprochenen Sing-alongs gluecklicherweise ausfielen, schlief ich auch schon, nur um nach zwei Stunden von einer amerikanischen Grenzwaechterin wachgeschrien zu werden. Irgendwie hatte ich wohl noch schlechte Laune von meiner letzten amerikanischen Grenzbegegnung, und als wir mit unseren ausgefuellten Visaantraegen im Schalterraum rumstanden wollte ich staendig lautstark unfreundliche Bemerkungen zum Benehmen der Zollleute machen, wurde aber fortwaehrend von der Irin in meiner Wut gedaempft, welche den spaeten Zeitpunkt als Entschuldigung fuer deren Verhalten verantwortlich machte: "Maybe this woman has been taking care of her children all day, and now she's here to work a night shift, so they have enough to eat!" So macht das Sich-echauffieren einfach keinen Spass.
Mein Reiseerlebnis war mit einem gesunden Schlafbeduerfnis gesegnet, so wachte ich dann tatsaechlich erst des naechsten Morgens mit dem Schrei des Busfahrers auf, der uns auf die morgendliche Skyline Manhattans aufmerksam machte. Und die Sonne war auch da. Ich glaube das war der Zeitpunkt als sich dieses duemmlich verliebte Grinsen auf meinem Gesicht ausbreitete, um daraufhin nicht mehr zu verschwinden, bis es sich im Bus nachhause in ein betruebt sehnsuechtiges Laecheln verwandelte. Alle sagens, und vielleicht heisst es diesmal ja wirklich, dass es stimmt. Diese Stadt haut einen einfach um. Nein, eigentlich war es weniger ein Umhauen, es fuehlte sich mehr an, als ob ein Teil von mir eingesogen wuerde, vielleicht ist aber auch einfach die Gravitationskraft staerker als woanders. Ich hatte jedenfalls ein ueberwaeltigendes Gefuehl von ich-kann-hier-nicht-mehr-weg, welches sich im Nachhinein wie eine Abhaengigkeit anfuehlt. Ich finde man merkt, dass ich bloss nicht Liebe auf den ersten Blick sagen will, weil das zu trivial waere.
Es folgten die ueblichen Sightseeingaktivitaeten, Hoehepunkte wie bei Nacht vom Empire State Building runterschauen, MoMA, wo ich meine ID verlor, und stundenlang in Manhatten rumirren und alle paar Minuten, ah, ist das nicht...?? (Times Square, Rockefeller Center, Macy's etc.). Alles aber wird uebertroffen durch die Erfuellung eines ueber zehn Jahre alten Traums. Strawberry Fields besucht und Sein Haus betrachtet, inklusive fatalem Eingang. Gaensehaut und zum ersten Mal etwas Wut, irgendwie kam es mir ploetzlich real vor. Danach dieses Gefuehl der Leere, und die Frage ob man sich grosse Traeume wohl nicht doch besser fuer die Phantasie aufsparen sollte. Dann kam mir in den Sinn, dass ich ja Gotte werde diesen Sommer, also doch noch eine Lebensaufgabe.
Zudem wurde ausgegangen, eingekauft, viel gestaunt, und eine wichtige Grundsatzfrage diskutiert (Wieso wird irgendeinem Typen, der sich uns den ganzen Tag an die Fersen gehaftet hatte, eine Kopie unseres Hotelzimmerschluessels ausgehaendigt?). Die wichtigsten Lektionen: Metrofahren ist in jeder Stadt das gleiche, in NYC sind aber Taxis zu dritt billiger. Die Minderjaehrigen sind am Schluss diejenigen die besinnungslos im 21+ Klub am Boden liegen, und die man auch noch heim und in sein Zimmer mitnehmen muss. In einem ungeheizten Zimmer schlaeft man mit vier Decken trotzdem gut. Cousins findet man ueberall auf der Welt, auch wenn sie hier nichts als den Namen teilen und bei Weitem nicht so unterhaltsam sind wie die Echten. Und ab einem bestimmten Zeitpunkt braucht man Unterhaltung wieder mehr als Ablenkung, doch die Negativempfindungen bleiben vermutlich auf immer.

Wiederkehren

Man kennt es ja, den Kampf zwischen Kopf und Herz, und nie gewinnt der Kopf. Jedenfalls, da haben die beiden doch tatsaechlich kurzfristig Frieden geschlossen und mich mit gestaerktem Ruecken auf den Weg nach Kanada geschickt, und dann kommt United dazwischen. Von Zuerich nach Washington, das ging ja noch, abgesehen vom Vegimenu, brrrrr, wie habe ich mir meinen Sitznachbarvorgaenger mit dem liebevoll aufgehobenen Rueblisalat zurueckgewuenscht, und den Kuchen nicht vergessen. Videoentertainmentsystem, da habe ich gar nie angefangen zu erwarten, dass das funktionieren soll, aber ich bin ja sowieso eher fuer gute Lektuere, Hyaene nichts dagegen. Jedenfalls, da waren wir dann in Washington, ich, und die fuenfhundert anderen Leute, die in der letzten Stunde angekommen waren, und ueber keinen amerikanischen Pass verfuegten. Dann halt mal ein bisschen warten. Ich bin schon geduldig, finde ich, das muss ich mir lassen. Nach drei Stunden war ich immer noch sehr freundlich zum Passkontrolleur, dem ich Ottawa buchstabieren musste, und der partout meinen rechten Zeigfinger nicht einscannen konnte. Dann wieder Schuhe ausziehen, Haare aufmachen, klar, Bombe drin. Noch immer verspuerte ich bloss ein Mindestmass an Nervositaet, den Flug ja erst um eine Stunde verpasst, da laesst sich bestimmt noch was machen. Dann, wie gerne haette ich mein Gesicht gesehen, man kann sich selber gegenueber naemlich auch schadenfreudig sein, alle Fluege nach Ottawa gecancelled wegen Wetter, zwei Flugstunden weg, und in Washington 22 Grad, Celsius notabene. Nun gut, was mach ich da? Und sah in dem Augenblick ein grosses Fragezeichen auf einem Wegweiser, super!, dachte ich, genau das brauch ich jetzt. Und folgte den Zeichen, wisst ihr, ich musste an Kassetten denken. Leider waren die Indikatoren dann ploetzlich weg und als ich die freundliche Frau am Gate C1 fragte wo denn der Kundenservice sei, da deutete sie nach Gate C20, klar, da war ich hergekommen. Also zurueck, und wie schoen! alle meine Freunde von der Warteschlange beim Passzeigen standen jetzt hier! Also habe ich dann weitere zwei Stunden in ihrem Kreise verbracht, bevor ich ein Ticket fuer den naechsten Tag um zwoelf in der Hand hielt. Zum Glueck hatte ich unterdessen auch zwei deutsche Juenglinge und eine kroatische Tennisspielerin zur Hand, mit denen ich sodann Logis im Hotel genoss, da hatte es zwei Fernseher und Briefpapier. Ich war beeindruckt. Zum Schluss wegen des gluecklichen Zusammentreffens sogar etwas Feriengefuehle, mit Rauchen morgens. Des naechsten Tags zurueck zum Flughafen, dort immer noch mit Engelsgeduld die zwei Stunden Verspaetung des Kamikazeflugzeugs abgewartet, das war beaengstigend, Kopf anschlagen beim einsteigen und der Mantel passt nicht ins Handgepaeckfach. Schlussendlich aber doch in Ottawa angekommen, nur, wen wundert das noch, keine Koffer. Ein kleines bisschen war ich ja froh innendrin, weil im Bus haette ichs mit all dem Zeugs nicht heimgeschafft, und das Geld fuer das Taxi hatte ich in Washington gewechselt zum Cola kaufen. Und ist auch alles gut rausgekommen am Schluss, Samstag kam mein Gepaeck, bis dahin hatte ich erst zwei Paar Unterhosen von der Mitbewohnerin und einen BH von der Mitstudentin ausleihen muessen, wer braucht schon Zahnpasta. (Ein Witz).
Bilanz, das Geburtstagsmail und die ersten zwei Vorlesungen verpasst, auf dem Heimweg Kuesse des Professors und drei weitere A's eingefangen. Ich glaube ich vergesse den offiziellen Anfang dieses Jahres und zaehle ab sieben.

Heimkommen

Obwohl ich in gewisser Hinsicht zugeben muss, dass das diesjährige Weihnachtsfest einen ähnlichen Charakter wie das letzte aufweist, insbesondere was die Stimmung betrifft, so gab es doch einige tiefschürfende Veränderungen. Beispielsweise trägt der Christbaum nämlich dieses Jahr ein Popcornherz zur Zierde, und die rothaarige Schwester Marias zeigt ihre Freude am Neffen ausgelassener als je zuvor. Auch die alljährliche Puzzlesession begann schon um zwei Uhr morgens des Vierundzwanzigsten, und wird sich wohl auf eine zweite ausdehnen, wenn man das Engagement der kleinen Schwester einberechnet.
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Die Gelegenheit soll hier auch genutzt sein für einige rührselige Kommentare zu Freund- und Verwandtschaft, muss mal schriftlich festgehalten werden. Nach meiner Ankunft, ohne Koffer leider, den hatten sie in Toronto vergessen, zuerst der Empfang durch die Familie, dafür werden sogar SBB-Schalter geschlossen. Einige Stunden später das Wiedersehen mit den paar Herzchen, die seit Jahren den Hauptfaktor an Stütze und Lachen ausmachen, sehr in die Länge gezogen und rechtzeitig zum Sonntagsbrunch mit der Familie wieder zuhaus. Man machts mir schwer in zwei Wochen wieder zu gehen, aber dennoch, einmal dankedanke an dieser Stelle.

Unerfreulichere Erlebnisse tragen glücklicher Weise hauptsächlich zu mehr Klarheit bei, obwohl natürlich mit neuen Überlegungen gepaart, aber wenn ich etwas erkannt habe bei der ganzen Geschichte, so muss es sein, dass Menschen unterschiedlich funktionieren, und die einen irgendwann nicht mehr mit den andern. Tönt banal, ist ausschlaggebend.

Merry Christmas darf man nicht sagen in Kanada, wegen der Religionsfreiheit, deshalb: Happy Holidays!!

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